Porträtfoto von Gerald Hüther

DR. GERALD HÜTHER

- Gespräch mit  Cristián Gàlvez 




Prof. Dr. Gerald Hüther ist Neurobiologe, Autor, Wissenschaftler und zählt zu den bekanntesten Hirnforschern Deutschlands. Praktisch befasst er sich im Rahmen verschiedener Initiativen und Projekte mit neurobiologischer Präventionsforschung.

Er schreibt Sachbücher, hält Vorträge, organisiert Kongresse, arbeitet als Berater für Politiker und Unternehmer und ist häufiger Gesprächsgast in Rundfunk und Fernsehen. So ist er Wissensvermittler und –umsetzer in einer Person.

In seiner Öffentlichkeitsarbeit geht es ihm um die Verbreitung und Umsetzung von Erkenntnissen aus der modernen Hirnforschung. Er versteht sich als „Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis. Ziel seiner Aktivitäten ist die Schaffung günstigerer Voraussetzungen für die Entfaltung menschlicher Potentiale.

Männer- und Jungenfragen sind Gerald Hüther ein Herzenanliegen. Er ist Autor des Buches “Männer - Das schwache Geschlecht und sein Gehirn”, seit Jahren Kooperationspartner der MALEvolution sowie Mit-Initiator des ​Forum Neue Männlichkeit.

​Gespräch mit Cristián Gàlvez
Wovor haben wir Männer Angst?
Über die Kunst, nicht auf angstmachende Botschaften hereinzufallen.

Mit unserem plastischen, zeitlebens lernfähigen Gehirn müssen auch wir Männer erst herausfinden, worauf es im Leben ankommt. Deshalb sind und bleiben wir Suchende. Aber allzu leicht können wir uns auf dieser Suche nach einem glücklichen und sinnerfüllten Leben auch verirren. Sobald wir zu spüren beginnen, dass wir auf Abwege geraten sind, bekommen wir Angst. Und das ist gut so. Die Angst ist unser wachsamster Begleiter. Sie ermöglicht es uns, aus Fehlern zu lernen. Ohne Angst können wir nicht leben.

Dumm ist nur, dass wir alle diesem Traum von einem angstfreien anhängen. Also versuchen auch viele Männer, berechtigte Ängste zu ignorieren. Sie können sogar die Erfahrung machen, dass sich eine tief in ihnen spürbare, durchaus berechtigte Angst durch eine andere, vordergründiger ausgelöste und besser kontrollierbare Angst überlagern lässt. Um bestimmte Ziele zu erreichen, sind wir Menschen in der Lage, die Angst sowohl zu unterdrücken wie auch zu verstärken – nicht nur bei uns selbst, sondern noch viel wirkmächtiger bei anderen. 

Das Schüren oder Beschwichtigen von Angst ist also gezielt zur Durchsetzung eigener Interessen und Absichten einsetzbar. Diese Instrumentalisierung der Angst macht Menschen abhängig und manipulierbar, beraubt sie ihrer Freiheit.Deshalb geht es wohl in Wirklichkeit nicht darum, wie wir uns von der Angst befreien, sondern was wir tun können, um nicht zu Getriebenen der von anderen Menschen oder Interessengruppen geschürten Ängste zu werden.
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